Sprungrückenbuch

In der letzten Septemberwoche fand am Buchbinder Colleg ein Kurs über eine alte Buchbindetechnik statt, dem Sprungrückenbuch. Da diese Art des Bücherbindens nicht mehr oft nachgefragt wird, beherrschen sie auch nicht mehr viele Buchbinder. Mit Ireen Kranz (MDE Vorsitzende) konnten wir eine junge Buchbinderin als Dozentin gewinnen, die diese Technik noch gelernt hat und auf ihrer Wanderschaft ihr Wissen und Können darüber erweitern konnte. – Auch wenn das Grundprinzip gleich geblieben ist, hat Ireen einige neue Aspekte eingebracht.
Die Technik stammt aus einer Zeit, als es noch keine elektronische Buchführung gab und man überwiegend große, schwere und unhandliche Geschäftsbücher führte.  Damit man die Geschäftsbücher auch gut beschreiben konnte, war es hilfreich wenn sie flach auf dem Tisch auflagen. Dies machte der Sprungrückeneinband möglich. Denn beim Sprungrückenbuch wird der Buchblock aufgrund der speziellen Deckenkonstruktion beim Öffnen aus der Decke gehebelt (er „springt“ regelrecht raus) und liegt dann im Gegensatz zu einem „normalen“ Buch plan vor einem. Dies hat den Vorteil, dass man gut darin lesen und, was noch wichtiger ist, vor allem gut darin schreiben kann. Heute sehen wir wieder vermehrt flach liegende Bücher, zum Beispiel Fotobücher, auch wenn bei diesen natürlich heute mit anderen Techniken gearbeitet wird. So lässt der Trend aber auch auf neue Einsatzgebiete für das Sprungrückenbuch hoffen.- In dem fünftägigen Kurs haben wir, fast wie anno dazumal, ein Sprungrückenbuch gefertigt und aufgrund der Trocknungszeiten nebenbei ein Zweites begonnen. Dies gilt es nun zuhause in Eigenregie fertig zu machen, so dass man gleich das erlernte Wissen weiter festigen kann. Wir haben uns nicht ganz an die großen Dimensionen von früher gehalten, es entstanden zierlichere Bücher als damals, was aber an der Technik prinzipiell nichts änderte. Die dicken Deckel wird es aufgrund der speziellen Funktion der Einbandart immer geben, aber man kann sie auch etwas dünner gestalten und es funktioniert immer noch.
Es hat viel Spaß gemacht diese Einbandtechnik kennen zu lernen und mit Ireen Kranz hatten wir eine tolle Dozentin. Wir freuen uns auf weitere Kurse mit ihr. (Text & Bilder: Nicole Schäfer)